Wissensreifung: das Konzept
Was ist Wissensreifung?
Lernen ist eine sozialer Prozess, in dem die Lernprozesse von einzelnen sich wechselseitig bedingen und miteinander verknüpft sind: das Ergebnis des einen Lernprozesses die Grundlagen des anderen ist. Blickt man auf dieses Phänomen aus einer makroskopischen Perspektive, so kann man einen Wissensfluss über individuelle Lernprozesse hinweg beobachten. Wissen kann aus seinem impliziten Kontext herausgelöst werden, ist deutlicher explizit mit anderen Wissenselementen verknüpft und wird leichter zu vermitteln, kurzum: es reift.
Wir verstehen unter Wissensreifung eine zielorientierte Entwicklung von Wissen auf einer kollektiven Ebene, wobei
- zielorientiert Wissensreifung als einen Prozess mit einer RIchtung beschreibt. Das Ziel kann dabei das Ziel eines einzelnen sein (z.B, aus Neugier heraus ein vertieftes Verständnis eines bestimmten Bereiches entwickeln), das Ziel reines Teams (z.B. Fehler eines gemeinsam entwickelten Produktes verstehen und überwinden) oder ein organisationales Ziel sein (z.B. die Weiterentwicklung einer Kernkompetenz eines Unternehmens). Ziele verändern sich üblicherweise über die Zeit hinweg und gleichen sich einander in sozialen Prozessen an, so dass eine Richtung als eine - meistens nachträgliche - Interpretation entsteht.
- kollektive Ebene kann sich auf unterschiedliche Granularitätsstufen beziehen, z.B. auf ein Team, eine Organisation, oder eine Community. Wissrensreifung ist nicht allein das Ergebnis der Aktivität eines einzelnen, sondern von einer Kette von Aktivitäten von Individueen, die miteinander interagieren, oft sogar zwischen unterschiedlichen Kollektiven.
- Wissen wird verstanden sowohl als an die persönlichen kognitiven Strukturen gebunden (was sich anhand des Verhalten des einzelnen zeigt) als auch als Abstraktion vom Wissen der einzelnen in einem Kollektiv verstanden.